Nun sind die Kontaktbeschränkungen verlängert worden und auch meinen Kurse fallen für die nächsten zwei Wochen, und vermutlich auch darüber hinaus, aus.
Für mich ist es, wie für viel andere Menschen, eine Zeit der Ungewissheit und Unsicherheit.
Normalerweise besteht ein gewisser Teil meiner Tätigkeit aus Planung, neue Kurse anbieten, Termine festlegen, Räume mieten, Ausschreibungen machen, Bildungsurlaubswochen planen oder Wochenendseminare konzipieren.
Nun ist all das plötzlich nicht mehr möglich, geradezu sinnlos geworden, denn Vorschriften, die heute noch gelten, können morgen schon wieder anders sein. Ein Gefühl von Kontrollverlust entsteht. Doch wenn wir tiefer schauen, erkennen wir, dass Kontrolle nur eine Illusion ist. So vieles, was wir beherrschen und kontrollieren wollen, ist von verschiedensten Parametern abhängig, die wir gar nicht alle überblicken. Ich kann mir einen wunderbaren Qigong Kurs am Schloss Gottorf ausdenken, aber dann verhindert vielleicht Regen den Termin.
Momentan wird dieses Gefühl des Kontrollverlustes geradezu die Normalität und nicht mehr die Ausnahme, und die Frage stellt sich, wie wir damit umgehen können.
In den alten daoistischen Texten wird „Nicht-Wissen“ für erstrebenswert gehalten, damit ist gemeint, nicht voreingenommen zu sein, nicht nur im diskursiven Denken verstrickt zu sein und anzuerkennen, dass sich Wissen wandeln kann und wir nicht auf einer einmal gefassten Meinung beharren sollten.
Gerade in dieser Zeit wäre es so wichtig ein ruhiges Herz zu haben – aber wie schwer ist das!
Eine alte daoistische Weisheit lautet:
Das Herz möchte zur Ruhe kommen, aber der Geist lässt es nicht zu. Der Geist möchte zur Ruhe kommen, aber die Gedanken lassen es nicht zu. Die Gedanken möchten zur Ruhe kommen, aber die Begierden lassen es nicht zu.
Mit dem Herz ist die Gesamtheit unserer geistig-seelischen Gestimmtheit, unser wahres Wesen gemeint. Und die Begierden lassen sich auch mit Wünschen übersetzen. Der Wunsch nach Kontrolle, nach Beherrschbarkeit, nach Planungssicherheit, so verständlich er auch sein mag, wird immer unsere Gedanken anfachen mit Überlegungen, Sorgen, Zweifeln. Die Gedanken stören dann den Geist, und dieser wiederum das Herz…..
Es tut gut sich klar zu machen, dass wir vieles im Augenblick gar nicht in der Hand haben. Sich das einzugestehen kann bereits entspannen und wenn wir genau in diesem Augenblick unsere Schultern mit der Ausatmung sinken lassen und unser Herz lächeln lassen, werden wir friedlicher.
Immer wieder, 10mal, 100mal am Tag, spüren das die Gedanken an Planung und die Ungewissheit unseren Geist in Unruhe versetzen und sie wieder mit dem Ausatmen loslassen.
Ich kann im Augenblick auch noch keine online Angebote planen, da ich zunächst meinen Sohn und meine Schwiegertochter unterstützen möchte, die ihre kleinen Kinder nicht in die Kita schicken können. So werde ich ziemlich „planlose“ Stunden mit Legosteinen, malen, Höhlen bauen, 100 Runden Uno, puzzeln usw. verbringen.
Bleibt alle gesund und schaut gerne Anfang Mai wieder hier herein!